Das Prinzip vom Grund bei Kant und Meillassoux. Über Anfangs- und Ungründe des post-metaphysischen Denkens

Abstract

The Principle of Sufficient Reason in Kant and Meillassoux: On the Reason and Unreason of Post-metaphysical Thought. The aim of this thesis is to probe the alleged grounds of post-metaphysical thought in order to unearth its foundations. This genetic-systematic inquiry thus not only aims to scrutinize possible interpretations of the judgment the tribunal of reason is said to have passed on itself qua reason, but, more importantly, to revise the very judgment itself and to question the legitimacy of the tribunal. Apart from the fact that self-administered justice rarely results in convictions, the process seems ill-conceived from the start. The thesis sets in with an analysis of Quentin Meillassoux's recent invigorating and highly original re- discovery of post-metaphysical thought's unreason and a close reading of Kant's relevant pre- critical and critical works: while judgment was indeed passed in the name of "pure reason", it was not passed on reason itself but merely on its "logical" use. Only reason's usus logicus, not its usus realis were indicted by reason. In other words, the judgment has been misunderstood. The reason for this misunderstanding is located in Kant's philosophical presuppositions, which thus emerge as the very unreason of post-metaphysical thought. Since such unreason cannot...

Deutsch Das Prinzip vom Grund bei Kant und Meillassoux. Über die Anfangs- und Ungründe des post- metaphysischen Denkens Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Anfangsgründe des post-metaphysischen Denkens ausfindig zu machen, um sie so gleichsam im Zuge einer genetisch-systematischen Untersuchung als Ungründe kenntlich zu machen. Ihr geht es also nicht nur bloß um eine Auslegung des Urteils, welches das "Tribunal der Vernunft" vermeintlich über sich selbst als Vernunft gesprochen hat, sondern um eine Revision des Urteils selbst sowie um die Frage der Rechtmäßigkeit des Gerichtshofes als solchem. Zumal Selbstjustiz selten in Selbstverurteilung resultiert, haftet diesem Vorgang ohnehin etwas Merkwürdiges an. In der Tat wird sich - ausgehend von einer Analyse der Arbeit Quentin Meillassoux', in welcher die Spuren der Ungründe des nach-metaphysischen Denkens zuletzt in ungekannter Qualität und Frische gefunden wurden sowie der textnahen Suche nach selbigen v. a. in Kants frühen und mittleren Werken - zeigen, dass dieser verhängnisvolle Urteilsspruch zwar im Namen der "reinen Vernunft" erging, jedoch nicht von der Vernunft als solcher verkündet wurde, sondern von dieser in ihrem lediglich "logischen" Gebrauch. Der usus logicus, nie aber der usus realis der Vernunft, war es, der auf der Anklagebank saß, verklagt vom...