Inventare des hinterlassenen Gutes in der Olmützer Stadtkanzlei in den Jahren 1522–1702 Ein Beitrag zur historischen Textlinguistik

Abstract

The focus of this diachronic linguistic research into the Early New High German is, among others, the use of language conventions in a particular historical linguistic community and the development of these conventions in a given period. A suitable procedure for such investigations has been found in description of the text types in the form of the so-called text forms, i.e. schemas with binding components present in all copies of the given text type, or additional components resulting from the specifics of a concrete communication situation which may depend on the writer’s personality. After determining the text forms, i.e. analysis at the level of the text macrostructure, the analysis of selected microstructures of each text follows, which refers to the formal and content aspects of a sentence. From this perspective, the study examines 180-year-long development of the German specimens of the ‘inventories of inheritance’ text type produced in the Olomouc Town Office. Concrete examples from German texts are given to illustrate the gradual formation of a uniform text structure and its uniform lexical realization.

Im Mittelpunkt der aktuellen diachronen Erforschung des Frühneuhochdeutschen liegt der konkrete Gebrauch der Sprachkonventionen in einer bestimmten Sprachgemeinschaft und die Entwicklung dieser Gewohnheiten in einem längeren Zeitraum. Eines der optimalen Verfahren in dieser Untersuchung ist eine Beschreibung von Textexemplaren in Form von Textmustern mit verbindenden und freien Komponenten, die auf eine spezifische kommunikative Situation reagierten und von der Persönlichkeit des Schreibers beeinflusst werden konnten. Der Untersuchung der Textschemata, d.h. der Analyse auf der Ebene der Makrostruktur des Textes, folgt die Untersuchung der Mikrostrukturen ausgewählter Texte, die sich auf die formalen Aspekte bezieht. Die vorliegende Studie analysiert unter diesem Aspekt deutsche Exemplare der Textsorte „Inventar des hinterlassenen Gutes“, die in der Olmützer Stadtkanzlei verfasst wurden, und verfolgt ihre Entwicklung im Zeitraum von 180 Jahren. Konkrete Beispiele belegen eine allmähliche Entwicklung der einheitlichen Textstruktur und deren ebenso einheitliche lexikalische Realisierung.